Tresorschlösser aus der DDR

Die Schlösser für Tresore aus der DDR, also ein DDR Tresorschloss, wurden maßgeblich in Pegau und Babelsberg hergestellt. Hersteller der Schlüsselschlösser war die Sächsische Schlossfabrik Pegau (“VEB Sachsenschloss”), die es heute in Groitzsch noch gibt. Ein Zahlenschloss für den Einsatz an den Geldautomatentresoren wurde bei BAB in Babelsberg entwickelt. Dieser Artikel ist Teil einer Serie über den Tresorbau der ehemaligen DDR.

Allgemeines

Die Schlösser zeichnen sich durch eine extrem robuste Bauweise aus. Die Maße waren allerdings auf dem internationalen Markt nur schwer einsetzbar, dies war aber vermutlich auch gar nicht notwendig. Für das schwere Schloss für Tresore vom Typ M gibt es die Trivialbezeichnung „Pegauer Bombe“.

Zur Sicherheit

  • hoher Schutz gegen Picking
  • verzahnte Zuhaltungen
  • eventuell geschützt gegen Angriff durch Auslesen der Zuhaltungen
  • vermutlich gehärtete Deckplatte, Deckplatte ist jedoch so magnetisch, wie Stahlteile des Riegelwerkes (kein Austenit)
  • Trennscheibe im Zuhaltungspaket als Abdeckung zum Schutz vor Manipulationswerkzeugen
  • Eventuell Angriff mit „Pin&Cam“-Methode möglich
  • Schlüssel wird in einer Hülse geführt, daher Schutz vor diversen Ausleseangriffen

Kodierung

Es besteht die Möglichkeit, die Einschnitte des Schlüssels zu beschreiben. Dabei werden die Stufen der Öffnung ausgehend nach innen kodiert. Die Ziffer gibt die Zähne der Zuhaltung an, die bei Riegel nach links oberhalb der Öffnung sind. Das sind 0 bis 10 und die 10 wird als A geschrieben. Die Abdeckzuhaltung wird dabei als 0 gezählt, da der Bart beidseitig 0 hoch ist. Zur Unterscheidung ist die 0 eingeklammert. Der Drehwegsbegrenzer wird mit der aufgenieteten Zuhaltung #0 als D geschrieben. Tiefe und hohe Bartstufen wechseln sich ab (Tief und hoch im Sinne von niedriger und hoher Zahnnummer). Der Abstand beträgt mindestens zwei Stufen. Die Abdeckzuhaltung ist scheinbar nicht immer in der Mitte des Zuhaltungspaketes und hat immer sechs oder sieben Zuhaltungen folgend. Die Stahlzuhaltung als Riegelersatz wird als S geschrieben.

Die Zuhaltungen

  • Drehwegbegrenzer aus Stahl mit aufgenieteter ersten Zuhaltung (nur L/GAT) D
  • normale Zuhaltung (alle) #
  • Abdeckzuhaltung (alle) (0)
  • Stahlzuhaltung S
  • Fakes, außer Stahlzuhaltung
  • Federlos
1. Drehwegbegrenzer mit aufgenieteter Zuhaltung #0 oder D (nicht sichtbar) – normale Zuhaltung (hier #5=fünf Zähne über Gate) 2. Abdeckzuhaltung als Schlüssellochabdeckung 3. Stahlzuhaltung für Schloss L und GAT als Schutz vor Zurückdrücken des Riegels. Schreibweise: S

Die Schlüssel

Die Schlüssel sind aus Stahl und wirken handgearbeitet. Die Kanten der Einschnitte weisen Bearbeitungsspuren einer handgeführten Feile auf.

  • Stahl, vernickelt oder verchromt
  • vorn gebohrt
  • Teile der Schließungsnummer eingestanzt (per Hand)
  • z.T. auch Seriennummer (z.B. LCyyxxx) eingestanzt
  • Schlüssel M und MST, sowie L und GAT unterscheiden sich durch die Menge der Zuhaltungen (M=12, MST=10, L=10/11 und GAT=12) und dem Drehwegbegrenzer (L und GAT).
Schlüsselloch für M/MST oben breit
Schlüsselloch für M/MST oben breit
Schlüsselloch L/GAT (gleiche Dicke)

DDR Tresorschloss für Tresor Typ L

Dieses Tresorschloss wurde für den Tresor Typ L gebaut. Daneben wurde es manchmal auch anderweitig verwendet. Es unterscheidet sich hauptsächlich dadurch, dass im Gegensatz zum Schloss M kein Riegel existiert. Der am Riegelwerk befestigte Tourstift kann direkt in das Zuhaltungspaket einfahren. Ähnliches wurde beim Schloss für die Geldautomaten gemacht.

Diesem Schloss habe ich hier einen eigenen Artikel gewidmet: Nachtrag: SSF Tresorschloss Typ L

Eigenschaften:

  • Abdeckzuhaltung zur Begrenzung des Drehweges mit aufgenieteter Zuhaltung #0
  • Direktes Eintauchen des Tourstiftes durch Riegelbetätigung
  • 10 oder 11 Zuhaltungen
  • kein Riegel, da direktes Eintauchen des Tourstiftes in Öffnung
  • unterste Zuhaltung Stahl (statt Riegel)
Tresorschloss L aus DDR-Zeiten
Schloss L offen
Schlüssel L für DDR Tresor
Schlüssel für Tresor LC, Kodierung: D75968(0)95A685
Zuhaltungen Typ 1-3 und normal
Zuhaltungen Typ 1-3 und normal

Für Tresor Typ M

Das Tresorschloss ist außergewöhnlich groß, massiv und rund. Im Forum koksa.org haben wir die beste Dokumentation dazu gefunden, deshalb hier ein Link weitere Bilder auf koksa.org. Der Schlüssel dort hat die Kodierung 171424(0)8092A5.

Diesem Schloss habe ich hier einen eigenen Artikel gewidmet: Im Fokus: Schweres Tresorschloss „Pegauer Bombe“

SSF Tresorschloss groß
Tresorschloss DDR groß (Typ M)

Eigenschaften:

  • Aus Vollmaterial gedrehtes Gehäuse
  • 12 Zuhaltungen
  • Riegel
  • Tourstift stark und sauber verzahnt
  • 2568g Gewicht

Für Tresor Typ MST

Dieses Schloss ist vermutlich für einen leichteren Tresortyp gebaut worden. Teile des Schlosses wurden auf ein Kompaktriegelwerk geschraubt.

Eigenschaften:

  • Gehäuse teilweise durch Blech ersetzt.
  • 10 Zuhaltungen
  • Riegelzunge statt Riegel
DDR Tresorschloss
Schloss MST auf Kompaktriegelwerk
MST geöffnet
schlüssel mst
Kodierung –1517(0)626497
Präszisor Detail, Gate geöffnet
MST Schloss Detail, Gate geöffnet

Für Tresor Typ GAT

Für den Geldautomatentresor (GAT) gab es eine weitere, spezielle Form des Tresorschlosses aus Pegau. Wie beim MST Schloss wurden Teile des Schlosses Typ M in einem Kasten verbaut. Zusätzlich wurde ein ZKS „BAB CS1“ verbaut. Dieses Schloss und das entsprechende Schlüsselschloss hat Experte Oliver Diederichsen in seinem Blog ausführlich dokumentiert (siehe Links). Daher hier ein Screenshot davon.

Tresorschloss Geldautomat
Schloss für DDR Geldautomat – Screenshot von blog.tresoroeffnung.de (c)

Eigenschaften des Kastenschlosses:

  • in Kasten verbaut, sonst wie Typ L
  • 12? Zuhaltungen, aber auch mit nur elf wirksamen Zuhaltungen gesehen.
  • Drehwegbegrenzer
  • kein Riegel
  • Tourstift sauber und stark verzahnt

Links zum Thema

Schlüsselschloss für DDR Geldautomat

BAB CS1

Geldautomatentresor mit beiden Schlössern

Schloss M im wiki auf koksa.org

Im Fokus: Schweres Tresorschloss Typ M

Nachtrag: SSF Tresorschloss Typ L

Tresore aus der DDR

Öffnen einen Schlosses M auf youtube.com

Beitragsbild: www.office-4-sale.de


 

9 Responses

  1. Dies war ein interessanter Artikel über Schlösser für Tresore aus der DDR. Einen solchen Tresor habe ich von meinem Schwiegervater geerbt, und ich habe Mühe, ihn zu öffnen. Vielleicht engagiere ich einen Experten, der diesen Tresor für mich öffnen kann.

  2. Hallo,

    zum Tresor vom Geldautomaten zu DDR Zeiten, der war Doppelwandig der Hohlraum war nicht gefüllt. Im Tresor war en die beiden Geldkasseten, der Fördermechanismus und das SIMO (Sicherheitsmodul sprich Codierungsbaugruppe) untergebracht. Der Tresor hatte einen Körperschallmelder AK1 oben drauf wurde per Kontakte und Temperaturmelder überwacht. LG J.P.

    1. Hallo Herr Peeck,
      vielen Dank für die Informationen. Spannend. Scheinbar war es schlicht nicht nötig, die Schränke sicherer zu gestalten. Warum das Einbruchsrisiko in der DDR geringer war, hat wahrscheinlich viele Ursachen. Das Codeschloss finde ich besonders interessant, leider hat OIi seine Seite abgeschaltet.

      1. Hallo, ja das habe ich auch schon festgestellt, dass die Seite nicht mehr gibt. Die Geldautomaten brauchte man ja nicht viel sicherer machen, sie standen meist in Räumen/Gebäuden der Banken und waren damit schon durch die Alarmanlagen gesichert. Der Tresor war wie gesagt auch doppelwandig, allerdings nicht befüllt, sondern hohl, na und durch das Gewicht vom Tresor war der Geldautomat auch fast eine Tonne schwer, was einen Diebstall auch unmöglich. Ich wollte damals in der Wendezeit 2 von den Tresoren im Lada transportieren, was aber schlicht nicht ging, mit einem hatte der Lada schon zu tun. Die Fotos bei Oli auf der Seite stammen im Übrigen von mir, ich hatte bis vor eineinhalb Jahren noch einen in meiner Garage stehen, hab ihn dann aber doch verschrottet.

    1. Hallo,
      soweit ich weiß, gibt es keine kommerziell erhältlichen Rohlinge von den großen Anbietern (Börkey, Silca). Die Rohlinge müssen Sie selber anfertigen.
      Viele Grüße

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